Sehr geehrter Herr Wolleifer, sehr geehrter Herr Schwannecke,
mit Bedauern und Bitterkeit habe ich Ihr Schreiben vom 23. August 2022 zur Thematik der offenen Briefe aus dem Handwerk an die Bundesregierung zur Kenntnis genommen. Ich selbst bin seit Jahrzehnten im Handwerk als selbstständiger Sanitär- und Heizungsinstallateur tätig. Zurzeit bin ich Mitglied des Landtages von Sachsen-Anhalt und dort handwerkspolitischer Sprecher meiner Fraktion.
Das Handwerk ist ein bedeutender und vielschichtiger Wirtschaftsfaktor in Deutschland. Es leistet einen unverzichtbaren Beitrag für die Wirtschaftsentwicklung, Beschäftigung und Ausbildung in unserem Land. Was jedoch stets ein wichtiger Faktor für den Erfolg jeder einzelnen Zunft war, ist der Mut, Probleme und Verantwortliche klar zu benennen.
Es ist die Risikobereitschaft eines jeden Handwerkers, die dafür sorgt, dass unsere Wirtschaft auch unter schwierigen Bedingungen nicht den Anschluss verliert. Es ist aber auch die Courage jedes Einzelnen, die dringend nötig ist, um die Verantwortlichen Politiker daran zu erinnern, zu wessen Wohl sie gewählt worden sind. Zum Wohl des deutschen Volkes.
Ihr Schreiben negiert diese Courage und Risikobereitschaft, welche die Kollegen mit ihren Schreiben an die Bundesregierung aufgebracht haben. Sie schreiben davon, dass Sie die Sorgen ernst nähmen und die wirtschaftlichen Folgen stets Gegenstand Ihrer Gremienbefassung seien.
Wenn dem so ist, wo sind Ihre mutigen Worte und Taten, um diese Auswüchse anzuprangern und zu beenden?
Sie sprechen von ausgewogener Entlastungspolitik für kleinere und mittlere Betriebe und Vertrauen in den Staat. Doch genau diese Regierung, deren Politik Sie mit Ihren Worten und Taten unterstützen, wird weiteres Unheil über das deutsche Handwerk bringen. Wo sind Ihr Ihre deutlichen Worte? Sie sprechen davon, dass alle gefordert seien, ihren Beitrag zur Bewältigung der Krise zu leisten und drücken mit dieser gestaltlosen und vagen Formulierung aus, dass Sie weitere Belastungen für die Handwerksbetriebe als zumutbar erachten. Hier ist es jedoch Ihre Aufgabe, die Verantwortlichen auf Regierungsseite in die Pflicht zu nehmen und an ihren klaren politischen Auftrag zu erinnern. Auch hier versagen Sie auf Ihren Positionen, wissentlich oder weil Sie den Bezug zu Ihrer Klientel, dem deutschen Handwerker, verloren haben.
Sie sprechen davon, dass nur mit einer Stimme gesprochen werden dürfe, damit die Interessen des Deutschen Handwerks effektiv vor der Politik vertreten werden können. Wenn meine Kollegen im Handwerk sich genötigt sehen, sich direkt an die Bundesregierung zu wenden, dann haben Sie auf Ihren Positionen als Präsident und Generalsekretär versagt. Anstatt den Kollegen mit Ihrem Schreiben einen, wenn auch freundlichen, Maulkorb zu verpassen, sollten Sie sich stattdessen fragen, wessen Interessen Sie vertreten.
Das deutsche Handwerk ist nicht Büttel der Regierenden, sondern die starke Schulter unserer Nation. Kehren Sie als Funktionäre zurück zu den Tugenden des deutschen Handwerks.
Mut, jede Aufgabe anzupacken!
Courage, die eigene Meinung zu vertreten!
Motor und Triebfeder unserer Wirtschaft zu sein!
Überzeugen Sie die Kollegen im Handwerk, beenden Sie die Gängelung und Belehrung.
Vertrauen kommt zu Fuß und verschwindet auf dem Rücken eines Pferdes.
Interessenvertreter dürfen keine Personen sein, die im Namen des Handwerks ihre eigenen Interessen vertreten!
Mit freundlichen Grüßen,