Fast acht Jahrzehnte nach Ende des Krieges erhitzt in Sachsen-Anhalt ein Altlastenfall die Gemüter. Auf einem Gelände in Halle-Ammendorf wurde bis 1945 der chemische Kampfstoff Lost hergestellt. Bis auf ein Gebäude wurde kurz nach Kriegsende die gesamte Anlage der Orgacid GmbH von der Roten Armee demontiert und in die UdSSR verbracht. Ungewiss ist, ob sich auf dem Gelände und im Grundwasser heute noch Abbauprodukte der Chemikalien befinden und ob diese zu gesundheitlichen Schäden bei Anwohnern geführt haben. Ungeklärt ist, wer dafür haftet und bei wem die Zuständigkeit für die sehr aufwendige Sanierung liegt, bei dem Land, der Stadt Halle oder dem heutigen privaten Eigentümer des Grundstücks. Die Bürgerinitiative Orgacid hat nun mit einer Petition den Stein erneut ins Rollen gebracht. Beim gestrigen Ortstermin des Petitionsausschusses, an dem die AfD-Landtagsabgeordneten Nadine Koppehel, Margret Wendt und Hannes Loth teilnahmen, trafen die Fronten unversöhnlich aufeinander, denn es geht im Sanierungsfall um sehr viel Geld.
Die Berichterstatterin für das Sachgebiet Umweltschutz im Petitionsausschuss des Landtags, Nadine Koppehel, beklagt die nach wie vor unklare Lage: „Statt sich gegenseitig folgenlos den ,Schwarzen Peter‘ zuzuschieben, brauchen wir ein klares Lagebild, insbesondere zu den Risiken der Abbauprodukte in Boden und Grundwasser. Dafür ist nicht nur ein regelmäßiges Monitoring der unteren Bodenschutzbehörde der Stadt Halle, sondern auch ein unabhängiges abschließendes Gutachten eines Instituts außerhalb von Sachsen-Anhalt notwendig, mit dem Auftrag und der Auflage, sich hinsichtlich der Sanierungsbedürftigkeit des Geländes oder einzelner Geländeteile klipp und klar festzulegen.“