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Auf Antrag der AfD-Fraktion: Umweltausschuss befasste sich mit dem Trockenfallen der Selke am Wehr Gatersleben

Funke: Managementplan der Wehranlage gehört auf den Prüfstand!

Fast ein Jahr später, nachdem die Selke am Wehr Gatersleben kurzzeitig trockengefallen war, stand das Thema in der Umweltausschusssitzung am 26.08.2020 auf der Tagesordnung. In Kenntnis gesetzt über die Trockenlegung eines Selke-Abschnitts sowie deren Auswirkungen auf die FFH-relevanten Fischarten im FFH-Gebiet „Bode und Selke im Harzvorland“ (DE 0172) wurde der Umweltausschuss bereits im August 2019 durch die Interessengemeinschaft Bode-Lachs. Auch die Mitteldeutsche Zeitung berichtete damals über die Versuche der örtlichen Angler, die letzten noch lebenden Fische zu retten. Eine Strafanzeige gegen Unbekannt wurde gestellt. Die AfD-Fraktion forderte über die Ursachen des Wasserverlustes, eingetretene Schäden und über Konsequenzen zu berichten.

Zur Sachlage: Das sogenannte Schützengrabenwehr bespannt den Mühlgraben (neben der Selke). Am Wehr befindet sich eine Fischaufstiegsanlage (FAA). Der Wehrkonstruktion liegt einer Genehmigung des damaligen Landkreises Aschersleben aus dem Jahre 2005 zugrunde. Demnach sollen 75 Prozent des Flusswassers über das Schützenwehr mit FAA abfließen und 25 Prozent über den Mühlgraben. Die Trockenlegung 2019 gehe allerdings allein auf das Konto der hochsommerlichen Trockenperiode zurück und habe nichts mit einer Befüllung umliegender Fischteiche zu tun, wurde behauptet, derzeit herrsche aber ein ausreichender Durchfluss.

Zur Frage der Sediment- und Schlammablagerung hieß es, dass der Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW) die Beseitigung derselben langfristig geplant hätte und das Wehr dabei sehr langsam geöffnet wurde, damit sich die Schlammablagerung nicht in Bewegung setzen kann. Der örtliche Anglerverein habe dieses Vorgehen angeblich eng begleitet. Eine technische Schlammentnahme konnte jedoch dabei nie beobachtet werden. Die Funktionskontrolle der FAA wurde 2012 durch einen Sachverständigen nach BWK-Methodenstandard mit dem bestmöglichen Ergebnis ausgezeichnet und sei damit bestätigt. Die besonders schützenswerten Fischarten des FFH-Gebietes DE 0172 sind Bachneunauge und Groppe. Der ökologische Zustand des Gewässers wird aktuell als „mäßig“ eingestuft.

„So weit, so gut“, konstatierte Lydia Funke, umweltpolitische Sprecherin der AfD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt, und führte weiter aus: „Das zu den Fakten, die es auf ihre Validität zu prüfen gilt. Denn, was aktuell überhaupt nicht bekannt war und damit seitens der Umweltministerin nicht bewertet werden konnte, war das Faktum, dass die Selke auch 2020 kurz vor der Ausschusssitzung an derselben Stelle erneut trockengelegt war, die Volksstimme Börde berichtete am 18.08.2020 darüber. Die Zeitung schreibt aber von einem Telefonat zwischen LHW, also die Behörde, die für das Wehr zuständig ist, und dem örtlichen Anglerverein, der den LHW aufgefordert hat, das Wehr etwas zu öffnen, damit Wasser durchfließen kann. Das Ansinnen wurde seitens des LHW abgelehnt, denn man wollte auf Niederschläge warten. Meines Erachtens liegt hier als Ursache eben nicht nur das klimabedingte Trockenfallen der Selke vor, sondern ein nicht der Situation angepasstes Behördenhandeln. Denn wenn ausgeführt wird, dass das Ministerium das Trockenfallen eines Gewässers erst registriert, wenn der Pegel keine Messdaten mehr liefert, dann fließt tatsächlich kein Wasser mehr den Bach herunter. Fotos sowie eine vorliegende Grafik zum Messpegel aus der Wasserwirtschaftsdatenbank dokumentierten zudem eine vollkommen trockene Wehranlage, d. h. auch die besagten 75 Prozent des Flusswassers konnten nicht durchfließen. Bei sich wiederholenden Trockenperioden muss der Managementplan der Wehranlage auf Funktionalität überprüft werden. Ansonsten werden wir bei gleichen Bedingungen auch 2021 zur selben Zeit wieder einen wasserlosen Selke-Abschnitt haben.“