Bereits in Auswertung der Drucksachen 7/744 sowie 7/1143 ergaben sich Fragen und Probleme, die in Vorbereitung eines erneuten Auftretens der Aviären Influenza zu diskutieren gewesen wären. Auch Drucksache 7/2955, welche sich mit der Gänsehaltung beschäftigte – die in der Form der extensiven Weidemast als besonders risikoreich im Hinblick auf Aviäre Influenza in Sachsen-Anhalt bewertet wird – erbrachte enorme Kenntnislücken zu dieser Art der Nutzgeflügelhaltung.
Bezogen auf die Übertragungswege der Aviären Influenza werden als mögliche Eintragsursachen von HPAI in geschlossene Geflügelbestände die Erregereinschleppung über die Einstreu, das Vorgreifen der Puten in der Putenmast und das Eindringen der Erreger über die Lüftungsanlagen vermutet. Weiterhin wird regelmäßig auf die mögliche Verbreitung des Erregers über legale und illegale Handelsströme von Geflügelprodukten verwiesen (Stenografischer Bericht 7/25 vom 07.04.2017, Seite 65).
Drucksache 7/2734, die sich speziell auf die Tierschutzkontrollen im Landkreis Börde (2017) konzentrierte, erbrachte 55 Betriebe mit insgesamt 299 Puten und 11 Großbetriebe mit 269.650 Puten. Nur in letzteren Beständen fanden sieben risikobezogene Kontrollen statt, die einen Verstoß (Bewegungsfreiheit nicht eingehalten) ergaben. Tiergesundheit (Erkrankungen, Hygiene, Mortalität u. a.) ist erstaunlicherweise nicht Gegenstand der Tierschutzkontrollen in Sachsen-Anhalt (keine Kontrollkategorien nach Tierschutzgesetz und Tierschutznutztierhaltungsverordnung angegeben). Der Tierschutzbericht 2019 des Landes Sachsen-Anhalt berichtet über Kontrollen des Tierschutzdienstes Geflügel zum „Haltungs- und Hygienemanagement der Geflügelhaltung“ in 18 Nutzgeflügelhaltungen 2017 und stellt auch – bei gleichbleibender Anzahl kontrollierter Putenbetriebe – eine Verdoppelung der Beanstandungsrate von 2,0 Prozent (2017) auf 4,0 Prozent (2018) fest. Das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalt (Stand 2016) gibt für den Landkreis Börde noch 468.860 Puten an, wobei der Landkreis Börde den größten Anteil an Puten des Landes Sachsen-Anhalt hält (Drs. 7/2955). Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) überraschte bereits am 30.03.2020 mit der Meldung: „Experten hatten schon länger einen Ausbruch der Vogelgrippe in Sachsen-Anhalt erwartet. Im Januar 2020 war der Vogelgrippe-Erreger H5N8 nahe der polnischen Grenze in Brandenburg festgestellt worden“
Die Große Anfrage von der AfD-Fraktion sowie die Antwort der Landesregierung finden Sie hier: https://padoka.landtag.sachsen-anhalt.de/files/drs/wp7/drs/d6362aag.pdf